Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

Audiolink verfügbar: Sambia zwischen Wirtschaftskrise und politischer Unsicherheit

Über die Folgen des Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie und über eine unsichere Zukunft angesichts politischer Spannungen.

Zusammenfassende Anmerkungen von Boniface Mabanza über das Gespräch mit dem sambischen Abgeordneten Harry Kamboni, Mitglied des Nationalen Parlaments Sambias von der United Party for National Development (UPND).

Der Link zur Aufzeichnung findet sich am Ende der Zusammenfassung.

 

Einer der wichtigsten Momente in deiner Präsentation, Herr Kamboni, war für mich der Teil, in dem   Du uns vor Augen geführt hast, was vermutlich eine der größten Lehren aus der Covid-19 Krise in Sambia ist. Du hast von Politiker*innen erzählt, die in den Krankenhäusern nicht behandelt werden konnten, weil sie das Gesundheitssystem im Land haben verkommen lassen. Ich denke, dass es ein kraftvolles Signal ist, welches wir von überall auf dem Kontinent empfangen. Dort beginnen die Menschen zu sagen, dass wenn wir eines aus der Covid-19 Krise gelernt haben, dann die Schwächen unserer Strukturen, unserer Wirtschaft, unseres Bildungssystems und vor allem unseres Gesundheitssystems.

Und ich denke, dass wenn die Entscheidungsträger*innen auf dem ganzen Kontinent aus dieser Erfahrung nicht lernen, dann werden sie es nie.

Wir lesen sehr viel über die sozio-ökonomische Situation in Sambia, besonders über das Schulden-Problem, aber besonders erschreckend ist es heute, von einem Mitglied des Parlaments über die Intransparenz der Schulden-Situation zu hören, was ein weiterer interessanter Punkt deines Beitrags war. Denn dass selbst du, da du ja, in deiner Funktion als Mitglied des Parlaments, Zugang zu den offiziellen Dokumenten haben solltest, nur wenig über die Struktur der Schulden, für was das Geld geliehen wurde und wofür es ausgegeben wurde, weißt, ist sehr erschreckend. Es ist deshalb wichtig zu hören, dass du dir als Oppositionsmitglied über die Schuldenproblematik Gedanken machst und Du versuchst zu reflektieren, was Ihr besser machen könnt, falls die heutige Opposition bei den nächsten Wahlen die Macht übernehmen sollte.

Du hast über die Hauptprobleme in deinem Land geredet, aber auch über den Widerstand.

Widerstand, den Du selbst als Mitglied des Parlaments verkörperst, Widerstand von Oppositionsparteien, aber vor allem Widerstand der Bevölkerung.

Ihr konntet mit der Verwerfung des Verfassungsänderungsgesetzes 10 von 2019, das die Macht des Präsidenten, der seine Kontrolle über Wahl- und Justizsystem ausdehnen wollte, einen enormen Sieg verzeichnen, was meiner Meinung nach großer Hoffnung für die Zukunft gibt. Wir können aus dieser Erfahrung lernen, dass wenn Menschen sich mobilisieren und Solidarität füreinander zeigen, es möglich ist die Art Diktatur, die die amtierende Regierung versucht in Sambia zu etablieren, zurückzuschlagen.

Das wichtigste, was ich für mich mitnehme ist zum Thema Bildung. Und ich bin sehr glücklich, dass es von dem Bereich, in dem du als Mitglied des Parlaments tätig bist, kommt. Du sprachst von Bildung als einen Weg, die Menschen zu befähigen, die Potenziale ihrer Mitwelt, zu erkennen und zur Entfaltung zu bringen, um ihre eigenen Probleme zu lösen. Und ich denke es ist sehr, sehr wichtig, weil wir so sozialisiert wurden, dass wir Bildung nur als eine Möglichkeit sehen Auszeichnungen oder Ähnliches anzuhäufen. Die Befähigung zur Anerkennung und Entfaltung lokaler Potenziale und zur Ausübung der Pflicht, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen ist in vielen afrikanischen Tradition verwurzelt. Ich bin überzeugt, dass es an die Zeit gekommen ist über diese Lektion nachzudenken, aber auch zu beginnen, darüber nachzudenken welche Rolle und welchen Stellenwert wir Bildung zukommen lassen wollen und wie wir Bildung dekolonisieren wollen.