Simone Knapp und ich waren sehr gespannt darauf, was uns erwarten würde: Funktioniert alles, was online schon einmal geklappt hat, auch in Präsenz? Machen die Schüler:innen mit? Diese und noch mehr Fragen schwirrten uns durch den Kopf. Doch wir hatten uns umsonst Sorgen gemacht. Die Schüler:innen waren sehr nett und aufmerksam, und wir waren schließlich auch gut vorbereitet.
In unserem Workshop „Fiese Früchtchen. Was Früchte aus Südafrika mit dem Klimawandel zu tun haben“ wollen wir den Schüler:innen die Verbindung zwischen Klimawandel, unserem Wirtschaftssystem und den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen im Globalen Süden vermitteln.
Zunächst werden die Schüler:innen in das Thema eingeführt, indem sie in Stichworten ihre Assoziationen zu Afrika im Allgemeinen und Südafrika im Speziellen auf Karten schreiben sollen, die vorne an der Tafel gesammelt werden. Das ist für uns besonders spannend, da die Antworten in der Regel die in Deutschland vorherrschenden Vorurteile reproduzieren, der Fokus aber von Klasse zu Klasse unterschiedlich ist. Hier wurde deutlich, dass es eigentlich einer Auseinandersetzung mit eben diesen Vorurteilen bedarf, die wir in diesem Workshop aber nicht leisten können. Es wäre aber ein wichtiger Beitrag zum interkulturellen Lernen und würde kolonialen und rassistischen Strukturen entgegenwirken.
Danach erhalten die Schüler:innen zwei Inputs zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Farmarbeiter:innen in Südafrika und den globalen Lieferketten am Beispiel der Avocado. Diese werden jeweils mit einem kleinen Quiz am Ende aufgelockert. Im Anschluss daran gibt ein Filmausschnitt aus „Bitter Grapes“ von Tom Heinemann den Schüler:innen die Möglichkeit, das Gelernte mit konkreten Menschen zu verknüpfen. Uns hat beeindruckt, wie aufmerksam die Schüler:innen zugehört haben.
Im dritten Teil bearbeiten die Schüler:innen in Gruppen Arbeitsblätter zu den Themen „Klimawandel“, „Globale Lieferketten am Beispiel von Avocados“ und „Das Leben der Farmarbeiter:innen“. Das Endprodukt der Gruppenarbeit ist ein Wirkungsgefüge, das sie der Klasse vorstellen. Nach allen Präsentationen suchen wir gemeinsam nach Verknüpfungspunkten in den jeweiligen Wirkungsgefügen und versuchen herauszufinden, wie diese drei Themen zusammenhängen. Jede der drei Gruppen hatte ganz andere Dynamiken und Vorhergehensweisen bei der Erstellung des Wirkungsgefüges. Trotzdem ist bei allen etwas Gutes herausgekommen. Als wir nach den Verknüpfungen gesucht haben, war es am Anfang nicht so einfach, die Schüler:innen zum Reden zu bringen. Dieses Problem haben wir gelöst, indem wir sie mit Fragen auf die verschiedenen Verknüpfungspunkte aufmerksam gemacht haben. Bei manchen Antworten haben wir gemerkt, dass viele die Verantwortung bei den Regierungen sehen, z.B. den Farmer:innen in Südafrika mehr Geld zu zahlen, wenn sie die Arbeiter:innen besser behandeln würden. Was uns gezeigt hat, dass ihnen noch zu wenig über die Funktionsweise unseres Wirtschafts- und Regierungssystems bekannt ist.
In der letzten Phase wollen wir die Schüler:innen dazu bewegen, vom theoretischen Denken ins tatsächliche Handeln zu kommen, indem wir gemeinsam Lösungsideen für die ökologischen und sozialen Krisen suchen. Bei dem Workshop in Speyer ist uns leider aufgefallen, wie wenig die Schüler:innen davon überzeugt sind, selbst ein Teil der Lösung sein zu können, da sie das Gefühl haben, dass das eh nichts brächte. Und das, obwohl sie selbst sehr viele gute Ideen haben, was verändert werden müsste, und in der Lage sind, bestehende Missstände zu erkennen. Nach dem Workshop hat unser dieser Teil noch lange beschäftigt, da wir uns gefragt haben, wie wir die Schüler:innen tatsächlich zum politischen Handeln motivieren und ihnen das Gefühl geben können, bei der Lösung komplexer, globaler Probleme wichtig zu sein. In den Feedbackbögen haben wenigstens einige angegeben, mehr auf ihren Konsum achten zu wollen und auch mal demonstrieren zu gehen.
Trotz allem hat sich der Workshop für uns und hoffentlich auch für die Schüler:innen gelohnt. Das Feedback ist zum Großteil positiv ausgefallen. Manche Schüler:innen haben zwar kritisiert, dass sie das Thema nicht besonders interessiere und sie schon vieles im Voraus gewusst hätten, andere hingegen meinten aber, es wäre sehr interessant gewesen. Ein Kommentar, der uns besonders gefreut hat war, dass es einem Schüler besonders gefallen hat, dass wir sie „selbst nach Lösungen suchen lassen und (ihnen) keine Meinung aufzwingen wollen“.
Auch schön war es zu lesen, dass man sich „gut aufgehoben gefühlt“ hat, da die Vortragenden einen sehr großen Wissensstand hatten, welcher trotzdem für „Uninformierte“ sehr gut erklärt wurde. Spannend war die Klasse für uns auch, weil Umweltthemen, zumindest haben wir es so wahrgenommen, nicht wirklich in ihrem Fokus lagen. Nur eine Person hat angegeben, mal bei einem Klimastreik von Fridays for Future mitgelaufen zu sein, und ein, zwei standen solchen Bewegungen sogar recht kritisch gegenüber.
Wir nehmen aus Speyer weitere Verbesserungspotentiale für diesen Workshop, die Bestätigung, dass Präsenzworkshops nicht durch digitale Formate zu ersetzen sind, und das Vertrauen mit, dass wir die großen Probleme unserer Zeit lösen können, wenn sich die Schüler:innen, die wir kennenlernen durften, aktiv dafür einsetzen.