Dr. Kenneth Mtata, ÖRK-Programmdirektor Öffentliches Zeugnis und Diakonie im Ökumenischen Rat der Kirchen, Genf, und ehemaliger Generalsekretär des Simbabwischen Kirchenrats ZCC, teilt seine Gedanken zur aktuellen Situation in Simbabwe
In den letzten Wochen hat unser Nachbarland Südafrika sich dafür entschieden, keine einzelne Partei zu wählen, die es aus einer Vielzahl von Krisen herausführen soll. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob die daraus resultierende Regierung der nationalen Einheit (GNU) für die Menschen etwas bringen wird. Für Simbabwe sind die Entwicklungen und Ergebnisse durchaus relevant. Schade ist, dass zur neuen Regierung Dr. Grace Naledi Mandisa Pandor, die bisherige südafrikanische Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit, nicht mehr gehört, da sie auf regionalen und internationalen Plattformen eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Großbritannien, Simbabwes ehemaliger Kolonialherr, hat die konservative Partei durch die Labour Party ersetzt. Margaret Thatchers Partei war 14 Jahre an der Macht. Thatcher habe geweint, so wird erzählt, als Simbabwe 1980 seine Unabhängigkeit erlangte. Ich vermute, sie hat bei diesem Führungswechsel ebenfalls geweint. Zweifelsohne ist er im Interesse Simbabwes, wenn es auch noch zu früh ist, um zu sagen, wie.
Die jüngsten Debatten in den USA über deren Präsidentschaft scheinen nicht darauf hinzudeuten, welche Auswirkungen ein Regierungswechsel bedeuten könnten, sicher ist, dass er bedeutend für Simbabwe sein wird.
Eine wirklich wichtige Ankündigung für Simbabwe kam kürzlich von Präsident Mnangagwa, dass er seine letzte Amtszeit als Präsident des Landes und seiner Partei antreten wird. Er werde sich nach mehr als einem halben Jahrhundert aktiver Politik zur Ruhe setzen, sagte er. Es lohnt nicht zu spekulieren, ob er es ernst meint oder nicht. Es ist eine gute Praxis, Menschen beim Wort zu nehmen, anstatt ihre Absichten oder Motivationen zu hinterfragen.
Die Kirche hat darauf bestanden, dass die Verfassung aufrechterhalten wird. Da die Ankündigung des Präsidenten im Einklang mit diesem Aufruf steht, sollten sie dies anerkennen und entsprechend handeln.
Was sollten die Kirchen tun?
Zunächst sollte die Nation den verfassungsmäßigen Führungswechsel und die friedliche Machtübergabe feiern. Die Kirche sollte die interne Demokratie in den politischen Parteien fördern, in der Hoffnung, dass sich dies auf nationaler Ebene durch freie, faire und glaubwürdige Wahlen wiederholt. Führungswechsel in der ZANU-PF und in den Oppositionsparteien ist gut für die demokratische Reifung der Nation. Die Kirche muss dies fördern und feiern.
Zweitens denke ich, dass die Kirchen in diesem Zusammenhang Präsident Mnangagwa besuchen und ihm dazu gratulieren sollten, dass er die Dinge richtig gestellt hat. In den letzten Monaten gab es Spekulationen über eine mögliche Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten. Die Kirche sollte Präsident Mnangagwa dazu beglückwünschen, dass er sich öffentlich zur Verfassung des Landes und seiner eigenen Partei bekannt hat. Sie sollten ihm mitteilen, dass sie dies unterstützen und ihn beim Wort nehmen. Sie sollten für seinen Erfolg und das Wohl des Landes während der verbleibenden Amtszeit beten.
Drittens muss die Kirche die Nation bewusst auf einen friedlichen Übergang begleiten. Politische Führungswechsel neigen dazu, Gewalt und Instabilität zu erzeugen. Nationale Führungswechsel sind keine einmaligen Ereignisse, sondern ein Prozess. Da nun eine Ankündigung gemacht wurde, können viele unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die den friedlichen Übergang gefährden könnten. Abgesehen von Gebeten kann die Kirche einen friedlichen Übergang unterstützen, indem sie die staatsbürgerliche Bildung intensiviert. Die Kirche sollte ihre Mitglieder ermutigen, sich für Parteipolitik zu interessieren, politischen Parteien ihrer Wahl beizutreten und an internen demokratischen Prozessen teilzunehmen. Christ:innen ohne politische Bildung sind eine Verschwendung von in einem Land, dessen Bevölkerung zu mehr als 80 % aus Christen besteht. Die Kirche kann ihren Mitgliedern helfen zu verstehen, dass sie die Politik von ihrem derzeitigen negativen Image der Korruption, Gewalt, Täuschung und Manipulation befreien können. Politik ist eine gute und gottgefällige Möglichkeit, Macht kollektiv zu organisieren, um den Bedürfnissen der Menschen zu dienen.
Viertens muss die Kirche in die Entwicklung von Führungskräften investieren. Das Land braucht Führungskräfte in allen Lebensbereichen für das 21. Jahrhundert. Nationen stehen und fallen mit der Führung. Führungspersönlichkeiten werden nicht nur geboren, sondern sie werden auch bewusst entwickelt. Die Kirchen müssen die Ausbildung von Führungskräften in ihre Schulen und christlichen Bildungsprogramme aufnehmen. Sehr schlechte Führungsqualitäten können auf eine schlechte Theologie der Macht zurückgeführt werden. In den letzten Jahren haben wir Theologien erlebt, die individualistische, zügellose und diktatorische Führungsstile fördern und nähren. Wir haben den Aufstieg von prinzipienlosen, korrupten und kurzsichtigen Führern gesehen. Die Kirche muss sich auf das Modell der dienenden Führung unseres Herrn Jesus Christus besinnen, das auch im öffentlichen Leben funktioniert. Die Kirche muss junge Menschen heranbilden, die an kollektive und gemeinsame Visionen glauben. Die Kirche kann Führungswerte wie Mitgefühl, Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit, Gewaltfreiheit und kollektive Verantwortung fördern. Eine solcherart geleitete Führung muss unsere Kirchen, Schulen, Krankenhäuser, Vereine, politischen Parteien, die Zivilgesellschaft usw. leiten. Aus ihnen können Führungspersönlichkeiten für das Land erwachsen. Gott liebt die Erneuerung der Führung, also sollten wir das auch tun.