Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

Schulpartnerschaftsseminar „Marikana und unsere Autos. Lieferkettenverantwortung am Beispiel Platin“

Von Montag, den 7. bis Mittwoch, den 9. Oktober fand im Jugendgästehaus in Dortmund das zweieinhalbtägige Schulpartnerschaftsseminar „Marikana und unsere Autos. Lieferkettenverantwortung am Beispiel Platin“ statt. 2019 übernahm die KASA das seit einigen Jahren erprobte Format der Schulpartnerschaftsseminare von der KOSA.

Los ging es am Montagabend mit einer Vorstellungsrunde, in der die 24 teilnehmenden Schüler*innen und zwei Lehrerinnen ihre Erwartungen an das Seminar artikulieren konnten. Erfreulicherweise wurde schon hier deutlich, dass die Jugendlichen äußerst interessiert waren und Lust hatten, möglichst viel vom Seminar mitzunehmen. Anschließend stellten zwei Schülerinnen das Partnerschaftsprojekt ihrer Schule in Kapstadt (Südafrika) vor.

Der Vormittag des nächsten Tages begann mit einem Input von Simone Knapp (KASA) zu den Wirtschaftsverflechtungen zwischen Südafrika und Deutschland. Sie bettete diese in die Geschichte Südafrikas und die Apartheid ein und ging dabei auch auf die Geschichte der Wirtschaftsverflechtungen zwischen Südafrika und Deutschland ein. Obwohl dies äußerst komplex ist, hörten die Schüler*innen interessiert zu und stellten Fragen. Thematisiert wurde dabei auch das Massaker von Marikana am 16. August 2012, bei dem 34 Arbeiter einer Platin-Mine erschossen wurden, als sie für höhere Löhne streikten sowie welche Bedeutung dabei der deutsche Chemiekonzern BASF als weltweit größter Abnehmer des Platins aus Marikana hat.

Daran anschließend zeigten wir die Bilder der Ausstellung „Wir werden uns Gehör verschaffen! Die Witwen von Marikana kämpfen für Gerechtigkeit“. Die Bilder sind Teil eines Kunstprojektes von Frauen, die ihre Ehemänner bei dem Massaker 2012 verloren. Dabei sollten diese das Erlebte durch Malen aufarbeiten. Alle Teilnehmer*innen sollten sich zu dem Bild stellen, das sie am meisten bewegt hat. Anschließend wurde im Plenum über die Bilder gesprochen und Simone Knapp gab weitere Informationen zu den Frauen, die die Bilder gemalt hatten. Hier konnten die Schüler*innen einen persönlichen Bezug zu dem, was in Marikana 2012 geschehen ist, aufbauen. Nach dieser intensiven Einheit lockerte ein von Laura Plönnigs (KASA) durchgeführtes Online-Quiz die Stimmung wieder auf.

Nach der Mittagspause begannen die Kreativworkshops: Ein Theater-Workshop mit Barbara Frey, ein Rap-Workshop mit Frederik Schreiber und ein Simple Show-Workshop mit Gero Brötz. Die Stimmung in den verschiedenen Workshops war gut und es wurde sehr intensiv gearbeitet. Nach dem Abendessen konnten dann alle das Ergebnis des Theater-Workshops in Form eines selbsterarbeiteten Theaterstücks begutachten.

Am Morgen des dritten Tages wurde nach der Vorstellung der Simple Show und des Raps über die Erfahrungen aus den Kreativworkshops gesprochen. Die meisten Teilnehmer*innen waren sehr zufrieden mit der Wahl ihres Workshops und den Ergebnissen. Auffällig war auch, wie viel sie von dem inhaltlichen Input behalten hatten. Besonders das Massaker von Marikana 2012 war in den Ergebnissen präsent, da die Schüler*innen davon offensichtlich sehr berührt waren.

Die Einheit wurde abgerundet durch ein Planspiel, das eine Hauptversammlung der Aktionär*innen von BASF simulieren sollte. Diese wird seit fünf Jahren jedes Jahr von der KASA gemeinsam mit weiteren Vertreter*innen der Kampagne „Plough back the fruits“, die eine finanzielle Wiedergutmachung des Massakers von Marikana fordert, besucht.

In der nächsten Einheit sollten Ideen dazu gesammelt werden, was die Schüler*innen zukünftig mit dem Erarbeiteten des Seminars machen können und wollen: Was können wir in der Schule tun? Was kann ich persönlich tun? Was brauchen wir von unserer Schule/unseren Lehrer*innen, damit wir unsere Ideen umsetzen können? Was verbindet uns mit den Menschen in unserem Projekt in Südafrika (Gemeinsamkeiten, Hobbys usw.)? Was würde ich unseren Projektpartner*innen zeigen, wenn sie uns morgen besuchen würden? Die ersten drei Fragen sollten konkret darauf abzielen, nach dem Erkennen und Bewerten – wie es im Globalen Lernen allgemein erwünscht ist – den Schritt des Handelns zu ermöglichen. Die letzten beiden Fragen zielten darauf ab, den Schüler*innen die emotionale Verbindung zu ihren Projektpartner*innen aufzuzeigen.

Danach ging es um die Konkretisierung der erarbeiteten Ideen. Sie wurden im Plenum besprochen, konkretisiert und notiert. Beispielsweise möchten die Teilnehmer*innen des Seminars gerne im Unterricht ihre Mitschüler*innen über die Inhalten des Seminars informieren, einen kurzen Bericht für die Homepage ihrer Schule schreiben und für den nächsten Tag der offenen Tür als Schule die Ausstellung „Wir werden uns Gehör verschaffen! Die Witwen von Marikana kämpfen für Gerechtigkeit“ ausleihen. Die Ergebnisse dieser Schreibwerkstatt wurde den Lehrerinnen nach Ende des Seminars zugeschickt, damit sich die Schüler*innen an ihre Ideen erinnern.

Das Feedback fiel sehr positiv aus: Bei der Rückmeldung gaben alle Schüler*innen an, im Seminar etwas Neues gelernt zu haben sowie nun anders über Südafrika und die dort lebenden Menschen zu denken. Die meisten möchten sich weiter mit den Verbindungen zwischen Südafrika und Deutschland beschäftigen und gerne an weiteren Schulpartnerschaftsseminaren der KASA teilnehmen. Außerdem möchten die meisten Teilnehmer*innen in ihrem Freundes- und Familienkreis von dem Seminar und den darin besprochenen Themen erzählen. Insbesondere die Kreativworkshops waren bei den Schüler*innen sehr beliebt. Wir freuen uns sehr über diese gemeinsamen intensiven Tage und über so interessierte Jugendliche!