Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

Südafrikas FarmarbeiterInnen erheben ihre Stimme – auch in Deutschland

Die Reisegruppe in Berlin

Gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Brot für die Welt organisierte die KASA zwischen dem 4. und 12. Oktober 2017 eine Rundreise mit VertreterInnen des Kampfes der FarmarbeiterInnen für mehr Gerechtigkeit und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen auf südafrikanischen Weinfarmen. Mit dabei waren Mercia Andrews vom Trust for Community Outreach and Education (TCOE) sowie Karel Swart und Deneco Dube von der Farmarbeitergewerkschaft CSAAWU.

Ziel war es, sich mit Gewerkschaften und Zivilgesellschaft zu vernetzen, um Druck aufzubauen auf europäische Importeure, die den günstigen südafrikanischen Wein schätzen, mit niedrigen Abnehmerpreisen jedoch weiterhin existenzsichernde Löhne am Beginn der Produktionskette verhindern.

Unter dem Titel „Bittere Trauben. Arbeitskämpfe in Südafrika –Weinexporte nach Europa“ nahm die Delegation an Abendveranstaltungen in Mainz, Leipzig, Hamburg, Jena, Oldenburg und Berlin teil. Ein Höhepunkt der Reise war neben dem Besuch des Gewerkschaftstags der IG BAU sicher die Möglichkeit, an der Konferenz zu Migration, Entwicklung und ökologischer Krise in Leipzig teilzunehmen, dort einen Vortrag zu halten und einen Workshop anzubieten.

Da Rheinhessen das größte Weinanbaugebiet Deutschlands ist, wurde der Veranstaltung im Mainzer Weltladen Unterwegs der Besuch eines Weingutes in Essenheim vorgeschaltet. Die KollegInnen aus Südafrika konnten bei Andreas Wagner viel über Direktvermarktung und über die Vorteile kleiner, familiengeführter Güter erfahren. Deneco Dube und Andreas Wagner tauschten sich im Weinberg über die jeweilige Praxis beim Rebenschneiden aus – ein für beide Seiten spannender und lohnender Besuch.

Gerade auch bei der Veranstaltung in Mainz wurde der Faire Handel thematisiert und kritisch beleuchtet – für viele Aktive des Weltladens eine durchaus schmerzliche Erkenntnis, dass zumindest im Bereich des Weins aus Südafrika in den Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort kaum ein qualitativer Unterschied gegenüber konventionellen Weingütern festzustellen ist.

Da Oxfam aus Anlass der Veröffentlichung einer Studie zur Lieferkette von südafrikanischem Wein und Früchten in deutschen Supermärkten ebenfalls eine Delegation aus Südafrika zu Gast hatte, konnten beide Gruppen bei der Tagung „Preisdruck und Arbeitsbedingungen in Agrarlieferketten. Das Beispiel Wein und Tafeltrauben“ am 11. Oktober in Berlin gemeinsam teilnehmen.

In ihrem Einführungsvortrag beschäftigte sich Mercia Andrews vor allem mit der Frage, wie die ArbeiterInnen auf südafrikanischen Farmen organisiert werden können, und zog das Fazit, dass die Gewerkschaften neue Formen finden müssen, um gerade diesen vulnerablen Bereich zu erreichen – nicht nur, weil die Menschen trotz Arbeit kaum das Nötigste zum Überleben haben, sondern weil sie jahrzehntelang vernachlässigt und marginalisiert wurden und keinen Zugang zu ihren Rechten und Freiheiten hatten.

In der Podiumsdiskussion zu den Kämpfen der FarmarbeiterInnen im 21. Jahrhundert wurden insbesondere die Parallelen in Westeuropa und Südafrika in der Notwendigkeit deutlich, migrantische FarmarbeiterInnen zu organisieren und dabei auch neue Wege zu gehen. In dem zweiten Panel zu Lieferketten wurde die Bedeutung der Gewerkschaften in der Lieferkette hervorgehoben: Freiwillige Verhaltenskodizes können gewerkschaftliche Organisierung nicht ersetzen.  Beide Diskussionen wurden aufgezeichnet.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass sich leider keine der Supermarktketten an der Diskussion beteiligte. Außer einem Vertreter des Raiffeisenverbandes war auch die deutsche Weinbranche nicht dazu zu bewegen, sich der Diskussion um Lieferketten und Saisonarbeitskräfte zu stellen.

Die Rundreise wurde von der Ausstellung „FarmarbeiterInnen erheben ihre Stimme“ begleitet. So konnten die Zuhörenden im Vorfeld oder Nachgang der Beiträge sich über die ausgestellten Bilder oder über die Geschichten in der Begleitbroschüre ein eigenes Bild über die Situation der FarmarbeiterInnen in der südafrikanischen Weinbranche machen.