Am 29. Mai wird in Südafrika gewählt – vor 30 Jahren war es für die überwiegende Mehrheit der Südafrikaner:innen das erste Mal, dass sie die Regierung und damit ihren Präsidenten wählen durften. Nun, so ist in vielen Analysen zu lesen, befindet sich das Land an einem politischen Scheideweg. Nachdem der African National Congress ANC seit 30 Jahren unangefochten, wenn auch mit immer weniger Stimmen, regieren konnte, könnte er nun gezwungen sein, seine Mehrheit zu verlieren und eine Koalition mit einer anderen Partei eingehen zu müssen. In europäischen Medien wird oft Verwunderung darüber ausgedrückt, dass die Menschen überhaupt noch den ANC wählen, angesichts der negativen Schlagzeilen und der schlechten Performanz. „Für viele Wähler:innen, insbesondere für diejenigen, die die die Schrecken der Apartheid miterlebt haben, ist nichts, was der ANC tun kann, schlimmer als die Regierung, die er ersetzt hat. Dieser Punkt wird oft von ausländischen Kommentator:innen mit kurzem Gedächtnis übersehen“, schreibt Simon Allison in The Continent (issue 163, S. 12ff). Es liegt aber auch an den Alternativen, die Andile Zulu in einem weiteren Artikel dieser Zeitschrift analysiert. Empfehlenswert, um die Wahl im Vorfeld besser verstehen und später die Ergebnisse besser einordne zu können sind auch die beiden Briefing Paper von CPLO. Zunächst befasst sich Mike Pothier mit Fragen zu unabhängigen Kandidat:innen, zum Drei-Stimmzettel-System, zur besorgniserregenden Gewalt und zur Untergrabung der Wahlkommission. In einem weiteren Beitrag beschäftigt er sich mit den neuen Parteien, die ins Rennen gegangen sind, mit der Wahrscheinlichkeit von Koalitionen auf nationaler und provinzieller Ebene, sowie mit dem möglichen Gesamtergebnis der Wahl.