Die Bilder der Ausstellung „So leben wir – Alltag in KwaZulu-Natal“ erzählen Geschichten über alltägliches Handeln, in denen Menschen Raum für sich reklamieren, sich organisieren und ihr Leben in Würde für sich und andere gestalten. Die Begegnung mit den Frauen (und einigen Männern) aus ländlichen Kommunen von KwaZulu-Natal, der Provinz Südafrikas zwischen der Gebirgskette der Drakensberge und dem Indischen Ozean, führt durch das landschaftlich hinreißende Tal der Tausend Hügel, streckenweise direkt neben der Autobahn von Durban nach Pietermaritzburg, und lässt uns hinter Zäune in Wohnstätten und Gemüsegärten blicken. Erwachsene und Kinder sehen wir abseits von touristischen Zielen von früh bis spät auf und ab eilen, sich mit Haushalt und Schule abmühen, sich um Nahrung und um Gesundsein sorgen. Trinkwasser muss hier nach wie vor mühsam von fern herbeigeschafft werden; kommunale Stromversorgung und Abfallbeseitigung sind immer noch Zukunftsmusik. Viele Menschen suchen vergebens nach Arbeit und bleiben ohne medizinische Versorgung.
Die Aussagen der Fotografierten machen deutlich: Oft leere Versprechen der politisch Verantwortlichen kritiklos hinzunehmen und sich mit Benachteiligung und Unrecht abzufinden, haben die Menschen des Südlichen Afrika schon zu Zeiten der Apartheid und früher nicht klaglos erduldet. Den Regierenden im „neuen“ Südafrika lesen sie über zwanzig Jahre nach offizieller Abschaffung der Apartheid die Leviten; sie fordern sie zum Handeln auf, indem sie Versäumnisse und Fehlentwicklungen aufdecken und im überschaubaren Bereich ihres Alltages selbstbestimmt mit besserem Beispiel vorangehen. Die vorgestellten Initiativen weisen über den jeweiligen Ort hinaus und spornen zur Nachahmung und Weiterentwicklung an.
Der Ausstellung lässt sich ferner entnehmen: Mit ihrem Bewusstsein für Geschichte und Brauchtum und ihrer Liebe zur Sprache und Kunst verkörpern die AmaZulu in besonderer Weise die Vision, die den Müttern und Vätern der Verfassung Südafrikas vorschwebte, dass nämlich Menschen, die einst gegeneinander ausgespielt wurden und sich untereinander bisweilen bis aufs Blut bekriegt haben, zueinander finden und miteinander wachsen, den Weg in die Zukunft gemeinsam erkunden und friedlich miteinander leben. „UbuNtu“ – die Bereitschaft, sich umeinander zu kümmern, füreinander zu sorgen und einzustehen und miteinander zu teilen – fördert den Zusammenhalt in den Kommunen von eThafeni, oPhongolo und Trust Feed.
„Alltag in KwaZulu-Natal“ lenkt darüber hinaus den Blick auf unseren Alltag und regt dazu an, ein waches Auge und ein offenes Ohr zu behalten, um mit andern zusammen rechtzeitig wahrzunehmen, was Not tut, und dadurch dafür zu sorgen, dass das Leben für alle lebenswert bleibt.
Bibliographische Angaben
Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Arika (Hg., 2015): So leben wir – Alltag in KwaZulu-Natal, Heidelberg, Mai 2015, 24 S.