Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika

100 Jahre ANC: KASA-Konferenz diskutierte die Geschichte des südafrikanischen Befreiungskampfes

Auch wenn die Diskussion über die Notwendigkeit, das Apartheid-Regime nicht nur in seiner rassistischen Ausrichtung, sondern auch in seiner systemisch-kapitalistischen Dimension wahrzunehmen, nicht neu ist, schien gerade dieser Aspekt für die zweitägige KASA-Konferenz anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des ANC Anfang Februar von besonderer Bedeutung zu sein.

Mit Denis Goldberg war eine Ikone der Befreiungsbewegung anwesend, der auch ohne offizielles Amt der Partei treu geblieben ist und trotzdem seine Kritik anzubringen weiß. Durch die Beteiligung von Botschafter Makhenkesi Arnold Stofile war eine offizielle Stimme des ANC vertreten. Mit Liepollo Lebohang Pheko konnte eine Vertreterin nicht nur einer jüngeren südafrikanischen Generation gewonnen werden, sondern  auch eine, die ihre politischen Wurzeln im PAC (Pan African Congress) hat.

Während Denis Goldberg auf die schwierigen Umstände der Verhandlungen zwischen dem ANC und dem Apartheidregime und Botschafter Stofile auf den monopolaren ökonomischen Kontext bei der Machtübernahme durch den ANC verwiesen, betonte Liepollo Pheko, dass sich der ANC zu diesem Zeitpunkt bereits in einer fortgeschrittenen Phase der Absenkung der eigenen politischen Ansprüche befand. Trotz internationalem Druck und trotz Sicherheitssorgen gab es aus ihrer Sicht Handlungsspielräume, die der ANC für die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik im Interesse der Mehrheit anders hätte nutzen können.

Der Blick von außen auf Südafrika wurde durch Chirikure Chirikure aus Simbabwe eingebracht, der die Entwicklungen der letzten Jahre in Südafrika im Lichte anderer Transformationsprozesse in der Region analysierte. Er machte deutlich, dass Befreiungsbewegungen allein aufgrund internern Kämpfe und Systemlogiken nicht automatisch zu demokratischen Parteien werden.

Zum Schluss bleibt die Frage, wie viel Mut der ANC in Zukunft aufbringt, um zu seinen Idealen zurückzukehren und durch gezielte Interventionen eine menschenzentrierte Politik zu betreiben. So gesehen war das Thema dieser Veranstaltung richtig gewählt: Südafrika und der ANC befindet sich am Scheideweg.