Die SADC Region hat eine facettenreiche, aber auch koloniale und dadurch vorbelastete Geschichte. Menschen haben sowohl vor als auch nach der Unabhängigkeit besonders in Krisenzeiten und durch die Globalisierung Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren müssen.
Der 8. Mai markiert in Deutschland einen besonderen Tag, da an diesem Tag der zweite Weltkrieg beendet wurde. Ob dies mit Kapitulation oder Befreiung verbunden wird, hängt unter anderem von der persönlichen Perspektive ab. Während viele Deutsche dieses Datum als Kapitulation begehen, sieht die Mehrheit der Südafrikaner*innen den Fall des Apartheit Regimes in den 1990er Jahren als Befreiung an. Die historischen Verbindungen, die sich etwa nach dem 2. Weltkrieg mit Ländern des Globalen Südens entwickelten, speist sich auch aus der Schuldfrage. Doch die Solidarität mit den Opfern der Apartheid in Südafrika, die Teil dieser starken Beziehung war, ist schwächer geworden. Die Anti-Apartheitsbewegung, die viele Menschen aus Ost und West vereinigt hatte, wurde durch anschließende Bewegungen, die sich die Bekämpfung von anderen Missständen - wie Rechtsnationalismus Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Zionismus - in der Deutschen Gesellschaft und darüber hinaus zum Ziel gemacht haben, abgelöst.
Die Beziehungen, die noch bestehen, gilt es zu bewahren und zu stützen.
Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurden viele unserer Aktivitäten, Veranstaltungen und Reisen abgesagt. Wir waren gezwungen, über den Tellerrand zu schauen, neue Wege zu finden, um unser Engagement zu stärken und zu erweitern. Die verschiedenen Arten, wie wir von der Pandemie betroffen waren, sensibilisierten uns einmal mehr für Themen, die unser Leben wirtschaftlich, sozial und politisch betreffen, unabhängig davon, in welchem Land wir leben.
Am 8. Mai wollen wir Raum für den Austausch schaffen und über unsere Verluste angesichts der Pandemie sowie über das, was sie vielleicht auch Positives gebracht hat, reflektieren. Die Online-Tagung bietet auch die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und sich mit Menschen oder Organisationen zu vernetzen, die aus unterschiedlichen Regionen sich zuschalten, in Partnerschaften verbunden sind oder mit Schüler*innen Austausche organisieren.
Als Referent konnten wir Vater Michael Lapsley gewinnen. Der anglikanische Priester und Aktivist setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein. 1990 wurde er Opfer eines Briefbombenanschlags, der ihn beide Hände und ein Auge kostete. 1998 gründete er das Institut Healing of Memories (HOM). Seine Autobiographie „Redeeming the Past“ ist auch auf Deutsch erhältlich: Mit den Narben der Apartheit. Heute tritt er in der ganzen Welt auf und spricht über die Bedeutung der Heilung von Wunden der Vergangenheit, den Heilungsprozess an sich und über transformative Gerechtigkeit.
Bevor eine Diskussion über den Vortrag von Lapsley geführt wird, werden wir Reaktionen aus zwei verschiedenen Perspektiven mit in den Austausch hineinnehmen:
Colleen Cunningham ist Koordinatorin der Unity Women's Sub Desk der Moravian Women's Association in South Africa (MCSA) sowie Regionalkoordinatorin der Women in Church and Society Lutherischen Kirche Südafrikas (LUCSA). Sie ist selbst Teil einer Partnerschaft mit einer deutschen Gemeinde und hauptberuflich im Gesundheitswesen tätig.
Pfarrerin Heike Bosien ist Geschäftsführerin des Dienstes für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMOE) in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Württemberg, einem Dienst für Globales Lernen in Gemeinden und Schulen.
Am Nachmittag wollen wir in unterschiedlichen Workshops tiefer einsteigen in unsere Erfahrungen, die wir mit der Pandemie in Bezug auf unsere internationalen Beziehungen gemacht haben. Im ausführlichen Programm finden sich auch alle Informationen zur Anmeldung.